Fragt man junge Blechbläserinnen und Blechbläser im Kirchenbezirk Esslingen, was sie am Jahresanfang machen, kann es nur eine Antwort geben: Die Jungbläserschulung in Michelbach besuchen, seit 1971 immer vom 2. bis 6. Januar, gut vier Tage volles Programm mit Proben, Bibelarbeiten, Basteln und Buntem Abend.

Und so waren auch wir Plochinger wieder mit einer 14-köpfigen Truppe vor Ort, angefangen von der bewährt perfekten organisatorischen Leitung der ganzen Veranstaltung durch unseren Vize-Chorleiter Ralf Schmidgall, über eine handvoll Mitarbeiter in allen Bereichen bis hin zu 9 hochmotivierten jungen Leuten mit ihrem Blechblasinstrument. Es wurde geprobt, was das Zeug hält, nicht nur bläserisch in den verschiedenen Leistungsstufen, sondern auch, wie lange man es abends in der Bläserkneipe aushält, was die Jahreslosung mit uns zu tun hat, ob man beim Tipp-Kick-Turnier vielleicht doch eine Chance gegen die Weilheimer Übermacht bekommt oder ob es triolisch oder triolinisch heißen muss. Und während die Stücke von Probe zu Probe immer mehr Charakter und Sicherheit bekamen und hart an den musikalischen Feinheiten gefeilt wurde, konnte man sich bei Fackelwanderung, Filmabend oder Zusatz-Bläserangebot am Abend aktiv entspannen.

Den besonderen Reiz macht aus, dass die Schulung einerseits ein Selbstläufer ist, weil viele Mitarbeiter und auch Teilnehmer seit Jahren und Jahrzehnten dabei sind und ein Rad reibungslos ins andere greift und sich niemand zu schade ist, mit anzupacken, so dass sogar ein Ausfall im Leitungsteam locker kompensiert werden konnte. Andererseits gibt es immer wieder Neues: Unvergleichlich die Fassungslosigkeit des Küchenchefs, als ein paar beherzte Jungs aus dem F-Chor im Speisesaal eine Lampe abmontieren wollten, um eine defekte solche in ihrem Proberaum zu ersetzen, passenderweise der alte Speisesaal. Oder auch die leicht panischen Gesichtszüge der Familien, wenn an einem schönen Samstagnachmittag in den Weihnachtsferien plötzlich 80 wild gewordene Posaunenchörler das Freizeitbad stürmen. Da bleibt kein Auge trocken. Im Vergleich dazu, wie es zeitweise im Außenbecken zuging, war die Seeschlacht von Trafalgar eine Kaffeefahrt. Aber keine Sorge, es sind alle wohlbehalten wieder zurückgekommen, und die Lampe durfte nach kurzer Diskussion auch an ihrem Platz bleiben.

Die Plochinger Mitarbeiter haben dieses Jahr übrigens nicht nur das Hausspiel am ersten Abend geschmissen, sondern auch den Bunten Abend: Eine vergnügliche Film-Gala als Ko-Produktion zusammen mit Hohengehren und Hegensberg, ein weiterer Beweis dafür, wie sehr die Michelbach-Schulung die Bläserfamilie verbindet.

Das Motto der Schulung, die Jahreslosung “Prüft alles und behaltet das Gute!” aus 1. Thessalonicher 5,21 hat uns so gut gefallen, dass wir glatt das traditionell liebevoll gestaltete Jahreslosungstuch beim Abschlussgottesdienst in St. Michael in Schwäbisch Hall haben hängen lassen. Vielleicht hat uns der liebe Gott deshalb ein paar kräftige Sturmböen zum Abschlussblasen in den Schlosshof nach Michelbach geschickt. Da stellt man auch schnell fest, dass die besten und meisten Magnete nichts nützen, wenn der Wind einfach den kompletten Notenständer mitnimmt. Aber wenn am Ende “Nun danket alle Gott” und das “Gloria” erklingen, sind alle Widrigkeiten vergessen.

Müde und glücklich haben wir die Heimreise angetreten, um ein paar Tage später dann ausgeschlafen in der vollbesetzten Esslinger Stadtkirche das Schulungs-Programm im großen Bläser-Gottesdienst noch einmal zum besten zu geben. Das Jahreslosungstuch hatte es auf verschlungenen Pfaden übrigens auch rechtzeitig nach Esslingen geschafft. Es ist völlig ernst gemeint, wenn man sich am Ende des Gottesdienstes mit den Worten verabschiedet “Bis nächstes Jahr in Michelbach!”, denn es kann keinen besseren Jahresanfang geben.